Computer Modell Katalog

Brandheiß mit 128 KB und CP/M plus: der Schneider CPC 6128

Speicher verdoppelt

Volle 128 KByte RAM bietet der neue Schneider CPC 6128. Und er arbeitet als einziger seiner Klasse mit dem starken CP/M plus. Zu haben ist auch dieser Schneider zu einem Superpreis.

Dass Schneider noch vor dem Jahresende einen neuen Computer präsentieren wollte, war unter Insidern bereits durchgesickert. jetzt ist er da - und dürfte wie schon die ersten beiden Modelle wie eine Bombe einschlagen: 128 KByte Speicherplatz bietet der Rechner, so viel wie der Commodore 128 oder der Atari 130XE. Dazu gibt es das super-professionelle Betriebssystem CP/M plus. Und wieder einmal komplett zu einem absoluten Spitzenpreis: einschließlich eingebauter 3-ZollFloppy und Schwarzweiß-Monitor 1600 Mark.

Eine Schwäche vieler Home- Computer ist die begrenzte Hauptspeicherkapazität, die komplexen Programmen nur unzureichend Platz bietet. Da sich mit 8-bit-Technik normalerweise nur 64 KByte adressieren lassen, muss man einen Trick anwenden, um mehr Speicherplatz heraus

zuholen. Ein gängiges Verfahren ist das Bankswitching, bei dem zwei 64-KByte-Blöcke abwechselnd über die gleichen Leitungen angesteuert werden. Auch der Schneider CPC 6128 verwendet dieses Verfahren.

Amstrad, der Hersteller der Schneider Rechner, stand nun vor dem Problem, die Kompatibilität mit den Vorgänger-Modellen zu wahren und gleichzeitig die Speicherkapazität zu erhöhen, die bereits bei 64 KByte lag. Man behalf sich damit, drei verschiedene Betriebssysteme auszuliefern: AMSDOS, CP/M 2.2 und schließlich CP/MPlus zum Verwalten der 128 KByte. Ein kleiner Wehrmutstropfen: Software ist für das letztere Betriebssystem noch nicht erhältlich.

Dafür laufen jedoch die meisten für die beiden anderen Schneider-Modelle erhältlichen Programme. Als Betriebssystem stehen dazu wie gewohnt AMSDOS und CP/M 2.2 zur Verfügung, unter denen sich der CPC 6128 wie der kleinere, aber nur 100 Mark billigere CPC 664 verhält mit dem bekannten Nachteil des etwas zu knappen Speicherplatzes. Bei TurboPascal hat man beispielsweise nur 8 KByte zur Verfügung.

In Zukunft wird das aber wohl anders werden. Scheiterte bislang der Einsatz mancher Programme am mangelnden Hauptspeicherplatz, so steht ihrem Einsatz nun nichts mehr im Wege. Zum vollständigen 128KByte-Rechner wird der Schneider allerdings auch mit seinem CP/M-Plus nicht, immerhin kann dieses System aber 61 KByte freien Speicherplatz (TPA) bieten - für CP/M ist das sehr viel.

Auf zwei Systemdisketten wird eine reichhaltige Palette nützlicher Programme mitgeliefert. Neben der Programmiersprache Logo für beide CP/M-Versionen befindet sich auf der dritten Seite eine Help- Funktion, die - leider in Englisch - alle wichtigen CP/M-Plus Befehle abhandelt. Dort kann man sich genau über die erweiterten Fähigkeiten des CP/M Systems informieren.
Ein kritischer Punkt bei Home- Computern ist normalerweise die Tastatur. Der CPC 6128 scheint da auf den ersten Blick keine Ausnahme zu machen: Alle Tasten sind eng zusammengequetscht, deutsche Sonderzeichen fehlen, und die große, griffige Cursor-Steuerung des CPC 664 ist auf ein kleineres Normal Format gebracht worden. Um so erfreulicher ist dann der präzise Anschlag, der auch hohe Schreibgeschwindigkeiten ermöglicht. Auch Umlaute sind realisierbar: Das mitgelieferte Programm Language legt sie zwar auf die falschen Tasten, aber das Escon- Programm Deutsch oder Textverarbeitungen wie Texpack können Abhilfe schaffen - letzteres sogar mit entsprechenden Tastatur-Aufklebern.

Sehr zum Positiven hat sich das Aussehen der Schnittstellen geändert: Anstelle nackter Platinenausgänge nun stabile Stecker für Zusatzeinrichtungen, Drucker und Zweitlaufwerk. Leider fehlt aber immer noch ein Resetschalter und der Anschluss für einen (Farb-) Fernseher. Insgesamt erinnern die elegant flache Bauweise und das professionelle Leistungsangebot des CPC 6128 mehr an den Apple IIc als etwa an den im CP/M-Modus lahmen Commodore 128, zumal der CPC 6128 mit seinen knapp 3 kg Gewicht und den kompakten Abmessungen nicht nur im Preis durchaus erträglich ist. Bliebe noch das Defizit in Sachen Software aufzuholen, dann wird der neue Schneider-Rechner sogar zur ernsthaften Alternative zu manch teuerem Portable.


CHIP- Wertung:

Was uns gefällt:
- sehr günstiger Komplettpreis
- Kompatibilität zum CPC 664

Was uns weniger gefällt:
- noch keine Software unter CP/M Plus verfügbar
- keine DIN-Tastatur

Technische Daten:

CPU
Z80A, Taktfrequenz 4 MHz

Arbeitsspeicher:
128 KByte RAM

Massenspeicher:
3"-Diskettenlaufwerk mit zweimal 180 KByte

Bildschirm:
Wahlweise Grün- oder Farbmonitor, maximal 80*25 Zeichen

Schnittstellen:
parallel (Centronics kompatibel), Kassette, Stereoton, Zweitlaufwerk, Expansion Board, Joystick

Betriebssysteme:
CP/M-Plus, CP/M 2.2, AMSDOS Abmessungen:

(Länge x Breite x Höhe): 17 cm x 50 cm x 4 cm


Dieter Winkler

© CHIP Nr. 10 - Oktober 1985